Christiane Braunsdorf / t-online

Der Grippeimpfstoff wurde untersucht. Bild: KEYSTONE Ein Artikel aus Aufgrund von Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus sind Grippeausbrüche in den vergangenen zwei Jahren weitgehend ausgeblieben. Ärzte raten jedoch besonders Risikogruppen zu einer jährlichen Grippeimpfung. So auch in dieser Herbst- und Wintersaison. Spanische Forscher haben nun herausgefunden, dass der Stich möglicherweise besser vor Husten, Schnupfen und Fieber schützt. Sie untersuchten die Auswirkungen der Grippeimpfung auf das individuelle Schlaganfallrisiko. Ihre Studie wurde in der Zeitschrift Neurology der American Academy of Neurology veröffentlicht.

Mehr Schlaganfälle in der Grippesaison

Dass Virusinfektionen das Schlaganfallrisiko erhöhen, war bereits bekannt. Schlaganfälle treten häufiger während der Grippesaison auf. Verschiedene Studien zeigen zudem, dass das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle einen Monat nach einer akuten Infektion deutlich ansteigt, sich teilweise verdoppelt. Wissenschaftler der Universität Alcala in Madrid haben sich für ihre Studie die Gesundheitsdaten von 14.322 Menschen angesehen, die mindestens 40 Jahre alt waren und in den vergangenen 14 Jahren einen ersten Schlaganfall erlitten hatten. Diese wurden mit Daten von 71.610 Personen verglichen, die keinen Schlaganfall erlitten hatten. Jeder Patient wurde mit fünf Personen des gleichen Alters und Geschlechts verglichen. Es wurde nun geprüft, ob Schlaganfallpatienten mindestens 14 Tage vor dem Ereignis eine Grippeimpfung erhalten hatten. Auch der Impfstatus der nicht Erkrankten wurde überprüft.

Das Risiko ist bei Geimpften um zwölf Prozent geringer

Auf den ersten Blick scheint es fast keinen Zusammenhang zu geben, denn die Forscher fanden heraus, dass 41,4 Prozent der Schlaganfallpatienten geimpft waren, gegenüber 40,5 Prozent in der Vergleichsgruppe. Aber: Die Geimpften waren im Vergleich älter und litten unter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten. Beide gelten als Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Berücksichtigt man diese Parameter, reduzierte sich das Schlaganfallrisiko bei den Geimpften um 12 Prozent. Der Impfschutz trat bereits 15 Tage nach der Impfung ein und hielt während der gesamten Influenzasaison bis ins Folgejahr an. Warum der Impfstoff schützt, ist noch unklar. Der Leiter der Studie, Francisco J. de Abajo, erklärte gegenüber dem Webportal „Medical News Today“: „Es ist ein offenes Forschungsfeld, das in naher Zukunft erforscht werden sollte. An dieser Stelle können wir nur über die Mechanismen spekulieren, aber es gibt genügend Beweise aus früheren Studien, die darauf hindeuten, dass die Influenza-Impfung Entzündungsmediatoren reduzieren kann.” Entzündungsmediatoren sind körpereigene Botenstoffe wie Histamin oder Serotonin, die eine Entzündungsreaktion auslösen und verstärken können.

Die Impfung wird für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen empfohlen

De Abajo ordnet seine Forschung auch so ein: „Diese Ergebnisse sind ein Grund mehr für Menschen, sich jährlich gegen Grippe impfen zu lassen, insbesondere wenn sie ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben. Mit einer so einfachen Maßnahme das Schlaganfallrisiko senken zu können, ist sehr überzeugend.“ In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission Influenza-Impfungen für Menschen über 60 Jahre und für Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinisches und pflegerisches Personal. Quellen:

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