Letzteres gibt Gesprächsstoff. Gemäss Tages-Anzeiger sind die Politiker in den Kantonen der Axpo-Eigentümer, darunter Zürich als grösste, im Rückstand. Im Extremfall verkaufen sie ihre Anteile. Die Fortschritte der Medien zeigen, dass Politiker kalte Füße bekommen. Sie ließen Axpo zur Glücksspielerin werden. Auch in Niederbipp? (Axpo) Der Bundesrat musste sie vergangene Woche mit einem Rettungspaket der Steuerzahler von über 4 Milliarden vor dem Kollaps bewahren. Vierzehn Jahre nach dem Ende des Wall-Street-Zockers Lehman Brothers tauchen nun andere Brüder aus dem Dunkel des Global Casino auf: die von Axpo. Die Power-Konzernleitung Too Big To Fail um CEO Christoph Brand und VR-Präsident Thomas Sieber hat bei Axpo Solutions, wie die Handelssparte heisst, ihren Händlern eine lange Leine an die Hand gegeben. Dort wird angeblich viel gezockt – mit dem Ziel, den eigenen Bonus zu maximieren. Für den Gewinn des eigenen „Buches“, also bei Wetten auf die Leipziger Börse und bilateralen Deals, würden Trader einen jährlichen Bonus von 6 Prozent erhalten. Hinzu kommen weitere 2 Prozent für diejenigen, die eine andere Gruppe als ihre eigene Handelsposition führen. Von dem so errechneten Bruttobonus würden die Kosten – Energie, Personal, Umsatz – von gut einer halben Million Franken abgezogen. War damals der Bonus sehr hoch, dann wird in den Folgejahren beispielsweise alles über eine Dreiviertelmillion ausgeschüttet. Mit diesem Bonussystem würden „mindestens“ 15 Händler eine Million oder mehr pro Jahr auf Axpo bekommen. Längst handelt Axpo Solutions nicht mehr nur mit Strom. Auch Kohle, Treibstoffe und verflüssigtes Erdgas (LNG) gehören zu den Handelsgütern, die in Milliardenhöhe hin und her gehandelt werden. Was machen sie im Big Apple? (Axpo) Dem Insider zufolge nahmen Axpo-Händler riesige Derivatepositionen ein. Dazu gehören Futures, Optionen und mehr. Einige der Wetten liefen bis zu 10 Jahre. Für viele Kontrakte gibt es fast keinen Markt mehr – sie werden illiquide, sagt die Quelle. Axpo Solutions, hervorgegangen aus der ehemaligen EG Laufenburg, hat dafür ein spezielles „Buch“ von Transaktionen erstellt. Sein Name ist „Dyson“, angelehnt an den berühmten Staubsauger aus England. Gemäss zwei Quellen werden alle illiquiden und Long-Handelspositionen von Axpo Solutions von Dyson übernommen. Und das weltweit, in allen Rohstoffen und allen Niederlassungen. Sprechen Sie von Amerika bis in den Fernen Osten, um die ganze Welt. „Dank unseres Risikomanagements haben wir die wilden Marktschwankungen gut gemeistert“ (De Luca, Axpo) «Dyson» als dunkles Geheimnis der Axpo? Ein Sprecher des Energieversorgungsunternehmens schob gestern zurück, als er um weitere Antworten gebeten wurde. Einer der Whistleblower nannte «Dyson» oder die riesigen illiquiden Positionen in jenem Axpo-Handelsbuch eine «potenzielle Bombe». „Bei hochkapitalisierten strukturierten Produkten ist es ‚normal’, dass Derivatepositionen ‚riesig’ werden. Wenn dem so ist, dann dürfte das der eigentliche Grund für die Rettungsaktion des Bundesrates für Axpo sein. In diesem Fall würde die Schweiz die vermeintlich konservativen Wetten des Stromproduzenten verlieren, die unkontrollierbar geworden sind. Er würde nur für “Dyson” stehen, während die Verantwortlichen für den “Staubsauger” bereits ihre Millionen eingesammelt haben.