Forscher der SRH Hochschule für Gesundheit fanden in einer aktuellen Studie einen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-B12-Spiegel und der Alzheimer-Krankheit. Die Ergebnisse der Arbeiten wurden kürzlich im Fachjournal „cells“ vorgestellt.

Vitamin-B12-Mangel fördert die Alzheimer-Krankheit

Frühere Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen Vitamin-B12-Mangel und dem Ausbruch von Alzheimer nahegelegt. In der aktuellen Arbeit fand das Team weitere Belege für diesen Zusammenhang. „Vitamin B12 ist an einer Vielzahl wichtiger Stoffwechselprozesse beteiligt, die unter anderem zur Blutbildung, Zellteilung und Nervenfunktion beitragen“, erklärt Professor Dr. habil. Marcus Grimm aus dem Forschungsteam.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel?

Laut Professor Grimm steigt das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel mit dem Alter. Ihm zufolge leidet etwa jeder fünfte Mensch über 60 an einem Vitamin-B12-Mangel. Auch Veganer und in geringerem Maße Vegetarier haben ein erhöhtes Risiko, einen Vitamin-B12-Mangel zu entwickeln, da das für den Menschen verwertbare Vitamin B12 hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist.

Proteinablagerungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten

Alzheimer ist durch die Ansammlung spezieller Eiweißablagerungen im Gehirn gekennzeichnet, die als Beta-Amyloid bezeichnet werden. Dieses Protein wird auch bei vollkommen gesunden Menschen gebildet, aber der An- und Abbau dieses Proteins ist ausgeglichen. Erst wenn mehr Beta-Amyloid aufgebaut als abgebaut wird, entstehen die typischen Alzheimer-Plaques.

Amyloid-β sammelt sich an und wird in der Zellmembran abgebaut

Der Zusammenbau oder Abbau von Amyloid-β erfolgt in oder auf der Zellmembran. Diese Hülle der Zellen besteht hauptsächlich aus Fetten. Unter diesen Fetten spielen die sogenannten Plasmagone bei Alzheimer eine besondere Rolle, da sie eine Schutzfunktion ausüben, indem sie die Bildung von Amyloid-β reduzieren. Plasmagone sind so aufgebaut, dass sie besonders empfindlich gegenüber freien Radikalen und oxidativem Stress sind. Sie schützen Zellen vor Schäden durch hochreaktive Partikel.

Bei der Alzheimer-Krankheit nimmt die Anzahl der Plasmazellen ab

Bei an Alzheimer erkrankten Menschen konnte bereits gezeigt werden, dass solche Plasmagene im Vergleich zu Gesunden deutlich reduziert sind. Gleichzeitig kommt es vermehrt zu Amyloid-β.

Der Teufelskreis von Amyloid b

Diese beiden Faktoren erzeugen einen nachteiligen Teufelskreis. Der reduzierte Plasmagenspiegel führt zu einer erhöhten Produktion von Amyloid-β-Proteinmolekülen, was wiederum den oxidativen Stress erhöht, sodass weiteres Plasmagen zerstört wird, wodurch die Produktion von Amyloid-β weiter angeheizt wird.

Was hat Vitamin B12 mit diesem Prozess zu tun?

Im Rahmen der aktuellen Zellkulturstudie konnte die Arbeitsgruppe von Professor Grimm nachweisen, dass Vitamin B12 in direktem Zusammenhang mit dem Plasmagenspiegel steht. Bei Vitamin-B12-Mangel war zudem der Anteil an Plasmagonen reduziert, was die Zusammensetzung der Membran in den Zellkulturen veränderte. Folglich wurde die Bildung von Amyloid-β gefördert.

Vitamin B12 reduziert freie Radikale

Gleichzeitig sorgt Vitamin B12 generell für den Abbau von schädlichen freien Radikalen und damit oxidativem Stress im Körper. „Diese Mehrfachwirkung von Vitamin B12 auf die Mechanismen, die bei der Alzheimer-Krankheit eine zentrale Rolle spielen, macht das Vitamin zu einem interessanten Angriffspunkt, der eine wichtige Rolle in der Prävention und Behandlung von Alzheimer spielen könnte“, fassen die beteiligten Wissenschaftler zusammen.

Schützt Vitamin B12 vor Alzheimer?

Professor Grimm weist darauf hin, dass die Erkenntnisse zunächst in klinischen Studien verifiziert werden müssen. Sie empfiehlt jedoch bereits jetzt Menschen mit erhöhtem Mangelrisiko, ihren Vitamin-B12-Spiegel überprüfen zu lassen. Gegebenenfalls sollten eine Vitamin-B12-reiche Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden, um einem Mangel vorzubeugen, rät die Studienleiterin. (Vb)

Autoren- und Quellenangaben

Verstecke dich jetzt Dieser Text erfüllt die Anforderungen spezifischer medizinischer Literatur, medizinischer Leitlinien und aktueller Studien und wurde von medizinischem Fachpersonal überprüft. Autor: Diplom-Lektor (FH) Volker Blasek Quellen:

Elena Leoni Theiss, Lea Victoria Griebsch, Marcus Otto Walter Grimm, et al.: Vitamin B12 Attenuates Changes in Phospholipid Levels Related to Oxidative Stress in SH-SY5Y Cells; in: Zellen (2022), mdpi.com SRH Hochschule für Gesundheit: Wie Vitamin B12 die Alzheimer-Krankheit beeinflusst (veröffentlicht: 14.09.2022), srh-gesundheitshochschule.de

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und sollte nicht zur Selbstdiagnose oder Behandlung verwendet werden. Sie kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.