Bilder imago/S. Meißner Audio: rbb24-Inforadio | 15.09.2022 | Torsten Gabriel | Bild: Bilder imago/S. Meißner Nach langem politischen Ringen genehmigte der VBB ein 29-Euro-Ticket für den Tarifbereich AB. Die Initiative kam vom Senat als Nachfolger des Neun-Euro-Tickets. Allerdings wird Brandenburg nicht Teil des Tickets sein. Der Weg zum 29-Euro-Ticket nach Berlin ist frei. Am Donnerstag hat der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) der Nachfolgelösung des 9-Euro-Tickets zugestimmt. Laut Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) war die Entscheidung einstimmig.
Ticket gilt nur für AB
Das 29-Euro-Ticket soll ab sein Oktober bis Dezember ich bin Tarifzone AB umzusetzen und die Zeit zu überbrücken, bis es eine bundesweite Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket gibt. Das Programm richtet sich an Abonnenten von Berlin AB, um von dem Rabatt zu profitieren. Wer eine neue AB-Mitgliedschaft abschließt, soll den Vorteil ebenfalls für drei Monate erhalten – und zwar am 31. Dezember „Sonderkündigungsrecht“ erhalten. Ein Kauf der 29-Euro-Monatskarte ist nicht möglich – wie beim 9-Euro-Ticket.
Nicht alle profitieren
Sie werden jedoch nicht profitieren ABC-Ticket-Abonnenten und sehen BC-Tickets, da sich die Tarifzone C in Brandenburg befindet. Nach Angaben des rbb haben derzeit rund 850.000 Menschen eine AB-Mitgliedschaft, darunter auch Studierende, die das Ticket kostenlos bekommen. Etwa 70.000 Menschen haben ein ABC- oder BC-Abonnement. Auch die VBB-Monatskarten für Auszubildende und das VBB 65plus-Abo werden nicht auf 29 Euro gekürzt, da „der rechnerische Anteil der Tarifzone Berlin AB bereits unter 29 Euro/Monat liegt“.
Giffey: Eine Vorlage für Ticket-Debatte im Bund
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hingegen sprach nach der VBB-Aufsichtsratssitzung von einem „guten Tag für die Mobilität in Berlin“. Das 29-Euro-Ticket ist für viele Bürger eine konkrete und schnelle Entlastung in der Energiekrise. Zudem sei die Debatte um die Fortführungsregelung für das Neun-Euro-Ticket entscheidend vorangetrieben worden, so Giffey. “Berlin geht voran.” Sie bedankte sich auch bei ihrem Parteikollegen Voydke, der “dass es ein Erfolg wurde, sehr unterstützt”. Jarasch bedankte sich bei den Landräten VBB und Brandenburg für die Zustimmung zur Lösung für Berlin. “Ich denke, wir können ziemlich hartnäckig sein”, sagte Jarasch. Die Leute in Berlin fragten nach dem 29-Euro-Ticket.
Scharfe Kritik aus Brandenburg
Zuvor hatte der Landeshauptmann von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), seine Blockade aufgegeben. Schmidt hatte am Mittwoch gegen die außerordentliche Aufsichtsratssitzung sein Veto eingelegt. Die Unterlagen seien ihm zu spät zugesandt worden, und er habe zu wenig Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Schmidt zog später sein Veto zurück. Kritik gab es aber auch aus Brandenburg: Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag, Jan Redmann, warf dem Senat vor, das Nachbarland nicht in seine Beratungen einzubeziehen. Die Pläne der Berliner Koalition aus SPD, Grünen und Linken seien Geldverschwendung und ein verfrühtes Wahlkampfgeschenk, sagte Redman gegenüber rbb24 Inforadio. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte die Berliner Insellösung zuvor abgelehnt.
Die offizielle Entscheidung steht noch aus
Giffey hatte am Dienstag gesagt, dass am Donnerstag eine Entscheidung getroffen werden solle, um den Trägern genügend Zeit zur Vorbereitung zu geben. Der VBB-Aufsichtsrat hat sich nun per Videokonferenz zu einer kurzfristig angesetzten Sitzung getroffen. Eine förmliche Entscheidung stehe aber noch aus, teilte der Verkehrsverbund mit. Das schriftliche Verfahren wird „sofort eingeleitet“. Sie werden “unter Druck” arbeiten, um das Ticket umzusetzen.
Kosten in Millionenhöhe für Berlin
Für die Finanzierung des 29-Euro-Tickets von Berlin sind im Landeshaushalt rund 105 Millionen Euro vorgesehen – allerdings nur im Zentralausschuss, die Zustimmung zu einem Nachtragshaushalt steht noch aus. Das Geld reiche laut Jarasch aus, um „mögliche Mindereinnahmen der Brandenburger durch unseren Wahlkampf in Berlin“ zu finanzieren. Laut Jarasch könnte es unter anderem passieren, dass brandenburgische VBB-Kunden ihr ABC-Abo kündigen, um das Berlin-AB-Ticket vergünstigt zu bekommen. Das 29-Euro-Ticket soll eine Übergangslösung sein, bis ein deutschlandweites Nahverkehrsticket beschlossen ist. Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hat sich beim Nachfolger des Neun-Euro-Tickets mehrfach für ein zweigleisiges Vorgehen ausgesprochen: ein 29-Euro-Ticket für Berlin und ein bundesweit gültiges 69-Euro-Ticket. Die Bundes-Ampel-Koalition will 1,5 Milliarden Euro für ein nationales Nahverkehrsticket bereitstellen, verlangt aber von den Ländern mindestens den gleichen Betrag. Das Ziel ist ein Preis zwischen 49 und 69 Euro pro Monat. Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 15.09.2022, 14:00 Uhr