Die Umbenennung von Kasachstans Hauptstadt Astana mag wie eine Farce klingen, ist aber ein weiterer Bruch mit Ex-Herrscher Nasarbajew. Auch die Amtszeit des Präsidenten hat sich geändert.
Die Hauptstadt des autoritären Kasachstan heißt jetzt wieder Astana. Staatschef Kaschim-Somart Tokajew hat nach Angaben der Präsidialverwaltung am Freitag eine vom Parlament beschlossene Verfassungsänderung unterzeichnet.
Damit wurde der alte Name wiederhergestellt. Astana wurde im März 2019 Nur-Sultan – zu Ehren von Präsident Nursultan Nasarbajew, der nach fast drei Jahrzehnten von der Macht zurückgetreten war.
Abfahrt von Nasarbajew
Auch nach seinem Rücktritt behielt Nasarbajew wichtige Positionen und großen Einfluss in dem zentralasiatischen Land zwischen Russland und China. Nach schweren Unruhen im Januar kündigte Tokajew weitreichende Reformen an und entfernte Nasarbajew von seinen verbleibenden Ämtern. Die Proteste wurden durch höhere Treibstoffpreise ausgelöst, spiegelten aber auch die weit verbreitete Unzufriedenheit mit der Politik des Landes wider, die Nasarbajew und seine Partei seit fast 30 Jahren dominieren.
Nur noch ein Begriff
Eine weitere Verfassungsänderung betrifft die Amtszeit des Staatsoberhauptes. Sie wird von fünf auf sieben Jahre verlängert, gleichzeitig kann sich ein Präsident aber nicht um eine zweite Amtszeit bewerben.
Es wird erwartet, dass der 69-jährige Tokajew nach der Verfassungsänderung wieder kandidiert, denn das neue Gesetz gilt nicht rückwirkend, sondern erst bei der nächsten Wahl.
Futurismus in der kasachischen Steppe
Astana, Kasachstan für die Hauptstadt, wurde 1997 zur Hauptstadt erklärt. Nasarbajew hatte beschlossen, sie von Almaty dorthin zu verlegen.
Astana liegt im Norden des Landes inmitten der kasachischen Steppe. Heute leben dort mehr als 1,1 Millionen Menschen. Nasarbajew hatte während seiner Amtszeit viele futuristische Gebäude gebaut – die reichen Staaten am Persischen Golf galten als sein Vorbild.
Aus „Nur-Sultan“ wird wieder „Astana“: Kasachstan stimmt für Verfassungsänderung
Annette Kammerer, ARD Moskau, aktuell Berlin, 17.09.2022 18:46 Uhr