Der Glockenbestand im Wiener Schottenkloster hätte längst erneuert werden müssen. Im Rahmen der Sanierung der Turmfassade wurden in dieser Woche fünf neue Glocken im Kirchturm aufgestellt. Sie kommen erstmals am 25. September zum Einsatz.
18.09.2022 00.01
Online ab heute, 00:01 Uhr
Bei den Sanierungsmaßnahmen wurden historische Baufehler im Glockenturm korrigiert. Aus dem früheren Glockenbestand wurde nur eine Glocke gerettet. In Freyung wurde eigens ein Kran installiert, um die 5.100 kg schweren Glocken auf den Kirchturm zu heben. Zuvor weihte Pfarrer Nikolaus Poch die Glocken im Garten des Klosters Schottenstift.
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Pfarrer Christoph Merth, Nikolaus Poch, weiht die neuen Glocken. Christoph Merth In Freyung wurde eigens ein Kran installiert, um die Glocken in den Kirchturm zu heben. Christoph Merth Die Glocken wurden nach traditioneller Technik in Erz gegossen.
Sicherheitslücken wurden behoben
„Wir freuen uns sehr über die neuen Glocken für die Schottenkirche“, sagte Poch. Die Erneuerung des Glockenbestandes wurde durch Sponsoren und Spender ermöglicht. Im Zuge der Renovierungsmaßnahmen wurde auch der durch einen Umbau 1791 geschwächte Turm abgebaut und stabilisiert.Die früheren Glocken der Kirche hingen an stählernen Jochen, die jederzeit brechen konnten. Sie wurden jetzt durch stabilere Holzjoche ersetzt. Christoph Merth Die Glocken wurden mit einem Kran in Freyung gehoben.
Die Nationalsozialisten raubten den Glockenbestand
Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg hängen nun fünf Glocken im Kirchturm. Die Nationalsozialisten hatten den ursprünglichen Glockenbestand gestohlen. 1957 wurden in der Schottenkirche drei neue Glocken aufgehängt. Diese waren nicht nur schlecht gegossen und teilweise zu groß für den Kirchturm, sondern auch musikalisch verstimmt. Pater Augustinus Zeman erklärte, dass das Läuten Teil einer kontemplativen Liturgie ist. „So streikt man zum Beispiel an Sonntagen anders als an Wochentagen, an Festen anders als in der Fastenzeit.“ Die alten Glocken konnten daher einzeln geläutet werden. Mit der neuen Klingel gehört dieser Mangel der Vergangenheit an.
Alte Glocken sind im Mai geschmolzen
Die neue Glocke wurde in der Glockengießerei Bachert im baden-württembergischen Neunkirchen mit 800 Jahre alter Technik gegossen. Poch erklärte, dass “in Erz gegossene Glocken Jahrhunderte überdauern können”. Zwei der alten Glocken wurden im Mai aus dem Turm gehoben und wegen ihres materiellen Wertes eingeschmolzen. Nur die kleinere der früheren Glocken blieb im Turm und wird weiterhin als Zugglocke oder Totenglocke) verwendet.