Linus Maillard (26) hat mehr Zeit, als ihm lieb ist. Das von ihm betriebene Fitnessstudio Body Move in Aesch BL ist an diesem Donnerstagnachmittag fast leer. Linus Maillard (26) hat mehr Zeit, als ihm lieb ist. Das von ihm betriebene Fitnessstudio Body Move in Aesch BL ist an diesem Donnerstagnachmittag fast leer. Das Fotografieren mit SonntagsBlick wird nur einmal kurz unterbrochen. “Hast du deine Haare gemacht?” scherzt regelmäßig. Maillard kennt seine Kunden – zumindest die, die ihm und seinem Team treu geblieben sind. Vor drei Jahren hatte Body Move etwa 1.100 Mitglieder, jetzt sind es fast 600. „Leider ist Corona für uns noch nicht vorbei“, sagt Maillard. Viele Kunden sind bis heute nicht ins Fitnessstudio zurückgekehrt. Body Move ist kein Einzelfall, wie eine Umfrage des Verbandes Fitness- und Gesundheitszentren Schweiz (SFGV) zeigt. Gemäss den exklusiv auf SonntagsBlick abrufbaren Resultaten (Grafik rechts) sind fast alle Studios weit vom Normalzustand entfernt. Von den 196 befragten Unternehmen gaben nur drei an, gleich viele Kunden wie vor Corona zu haben.

Die Angst bei älteren Menschen hält an

Im Vergleich zum Herbst 2019 berichten 72 Unternehmen oder rund ein Drittel der Befragten von einem Rückgang um 21 bis 30 %. 70 Unternehmen, ein weiteres Drittel, begrüßen 31 bis 50 Prozent weniger Besucher als vor der Pandemie. Und jedes 20. Unternehmen hat nicht einmal die Hälfte der üblichen Kapazität. SFGV-Präsident Claude Ammann (55): «Im Schnitt verkaufen unsere Mitglieder im Herbst 2022 immer noch rund 30 Prozent weniger als vor Corona. Das ist lebensgefährlich.” Was die Gründe dafür sind, kann niemand mit Sicherheit sagen. Maillard vermutet, dass es bei der älteren Generation noch Bedenken gibt: „Seit Monaten wird den Leuten gesagt, es sei gefährlich, ins Fitnessstudio zu gehen. Deshalb haben manche Menschen bis heute Angst, bei uns zu trainieren.” Die diplomierte Fitness- und Gesundheitsförderungsfachfrau bemerkt einen Wandel bei jungen Menschen. „Viele haben während der Pandemie neue Outdoor-Aktivitäten für sich entdeckt“, sagt Maillard. Andere haben sich der Couch zugewandt und kämpfen nun darum, wieder aktiv zu werden. Entscheidend für die Branche ist die unmittelbare Zukunft. «Die meisten Abos laufen im Herbst aus», sagt Ammann. Er hofft, dass die Branche endlich wieder auf die Beine kommt. Voraussetzung ist, dass Kunden darauf vertrauen, dass sie ihr Abonnement auch nutzen können. “Das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre eine Erneuerung der Beschränkungen in den kommenden Monaten.”

“So kann es nicht ewig weitergehen”

Ammann betont, dass seine Branche extrem grosse Opfer gebracht hat, um die Krise zu überstehen. Insbesondere die Tatsache, dass Abonnements für die Dauer des Shutdowns verlängert wurden, wirkt sich noch heute auf Unternehmen aus. „Liquidität ist eine große Herausforderung“, sagt er. Sollten weitere Massnahmen ergriffen werden, benötigt der Turnverband eine grosszügige Unterstützung von Bund und Kantonen – nicht nur im Falle einer Schliessung, sondern auch bei Kapazitätsbeschränkungen oder einer möglichen Maskenpflicht. Ammann: „Die Erfahrung zeigt, dass wir auch unter diesen Bedingungen hohe Verluste hinnehmen müssen.“ Body Move in Aesch konnte in den letzten zwei Jahren an die bisherigen Erfolge anknüpfen. „Wir haben das Glück, seit mehr als zehn Jahren dabei zu sein und vor der Pandemie sehr erfolgreich gewesen zu sein“, sagt Maillard. Um die Kosten niedrig zu halten, wurden alle nicht unbedingt dringenden Ausgaben eliminiert: weniger Kurse für unabhängige Instruktoren, Reinigung, keine Werbung und keine Investitionen in neue Infrastruktur. „Aber so kann es natürlich nicht ewig weitergehen“, sagt Geschäftsführer Maillard. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass er und sein Team bald wieder neue Mitglieder begrüßen können. “Wir sind bereit und können es kaum erwarten!” Das Fitnessstudio litt unter der Corona-Krise