17.09.2022, 22:43 Uhr

Während die Exhumierung der Toten in Isjum weitergeht, spricht der ukrainische Präsident Selenskyj von Beweisen für Folter durch die russischen Besatzer. In den befreiten Gebieten wurden mehr als zehn Folterkammern entdeckt. Die Täter werden zur Rechenschaft gezogen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland grausame Folter nach der Niederlage seiner Truppen in der inzwischen befreiten Region Charkiw vorgeworfen. Inzwischen seien mehr als zehn Folterkammern in verschiedenen Städten der befreiten Region entdeckt worden, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft, die vom Büro des Präsidenten in Kiew verbreitet wurde. „Folter war in den besetzten Gebieten eine weit verbreitete Praxis“, sagte der Präsident. Er nannte die vor einer Woche geflohenen Besatzer „Rassisten“ und sagte, die „Nazis“ hätten sich genauso verhalten. „Rassismus“ setzt sich aus den Wörtern „Russland“ und „Faschismus“ zusammen und wird von Ukrainern als Begriff für „russischen Faschismus“ verwendet. Wie „Nazis“ werden auch „Rassisten“ für ihre Taten auf dem Schlachtfeld und vor Gericht zur Rechenschaft gezogen, sagte Selenskyj. „Wir werden die Identitäten all jener feststellen, die gefoltert und misshandelt haben, die diese Gräueltaten aus Russland hierher auf ukrainischen Boden gebracht haben“, betonte der 44-Jährige. Bei ihrer Flucht ließen die Eroberer Foltergeräte zurück.

Raum mit elektrischen Foltergeräten

Unterdessen haben die ukrainischen Behörden Fotos veröffentlicht, die angeblich Folterkammern und -ausrüstung zeigen. Laut Zelenskyj wurden Menschen mit Kabeln und Elektroschocks gefoltert. So wurde beispielsweise an einem Bahnhof in Kosatscha Lopan eine Folterkammer mit elektrischen Foltergeräten entdeckt. Neue Beweise für Folter wurden auch bei den Leichen gefunden, die in einem Wald in der Nähe der Stadt Izyum gefunden wurden. Die Exhumierung der Toten in das “Massengrab” werde fortgesetzt, sagte Selenskyj. In Izyum wurden mehr als 440 Gräber mit Leichen gefunden. Nach ersten Erkenntnissen sollen Menschen gestorben sein, als Russland die Stadt Ende März schwer beschoss. Ende März wurden nach dem Abzug der russischen Truppen auch im Kiewer Vorort Bucha Hunderte von toten Zivilisten gefunden, einige davon mit Folterspuren und gefesselten Händen. Seitdem gilt Bucha als Symbol schwerster Kriegsverbrechen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.