18.09.2022 7:42 Uhr

In diesem Sommer hat die Regulierungsbehörde eine Rekordzahl von Beschwerden über die Post verzeichnet. Dabei handelt es sich meist um verloren gegangene oder zu spät zugestellte Briefe. Das Unternehmen begründet dies mit zwei Standardfaktoren und gibt an, dass der Betriebszustand wieder stabil sei. In diesem Sommer wandten sich viel mehr Deutsche wegen verspäteter oder verlorener Briefe an eine Behörde als früher. Allein im Juli und August seien rund 6500 Postbeschwerden eingegangen, teilte die Bundesnetzagentur auf Anfrage der dpa in Bonn mit. Wie hoch diese Sommerzahlen sind, zeigt der Vergleich mit früheren, längeren Zeiträumen: Im ersten Halbjahr 2022 gab es rund 8.900 Beschwerden und im gesamten Vorjahr 15.100. Betroffen waren Großstädte wie Berlin, Nürnberg und München, aber auch kleinere Städte wie Freudenstadt (Baden-Württemberg), Pfaffenhofen (Bayern), Ingelheim (Rheinland-Pfalz), Steinfurt (NRW) und Northeim (Niedersachsen). Die Regulierungsbehörde führte sogenannte Incident-Related Audits durch und forderte Deutsche Post DHL auf, die Mängel zu beheben. Der Bonner Konzern begründete das Wachstum mit einem hohen Krankenstand durch das Coronavirus und einem Fachkräftemangel. „Außerdem haben viele unserer Mitarbeiter ihre Sommerferien ab Juli 2022 absolviert“, sagte ein Unternehmenssprecher. Inzwischen ist der Betriebszustand wieder „stabil“. Allerdings wies die Bundesnetzagentur darauf hin, dass die Zahl der Beschwerden auch im September noch hoch sei. Es geht um Kritik an den Post- und Paketdiensten, also an der gesamten Branche und damit auch an den Konkurrenten der Post.

Die Buchstaben landen im falschen Kasten

Allerdings ist der gelbe Riese in Deutschland mit Abstand Marktführer und die meisten Beschwerden richten sich dagegen. Normalerweise stehen Pakete im Mittelpunkt kritischer Diskussionen, aber in diesem Sommer drehte sich alles um die Briefe. Kritiker beklagten Verzögerungen, Verluste oder Ausfälle. Letzteres führt dazu, dass ein Brief zunächst im falschen Briefkasten landet und erst später den richtigen Empfänger erreicht. Die Bundesnetzagentur hat 14 Ad-hoc-Prüfungen bei der Post eingeleitet. 13 waren für Briefe und 1 für Pakete. Diese Prüfungen sind nur eine Art schriftliche Aufforderung. Ein echtes Druckmittel sind sie nicht, da der Regulierer keine Sanktionen – etwa Bußgelder – verhängen kann. Kritik kam aus der Politik. Auch andere Unternehmen in Deutschland hätten Personalprobleme im Zusammenhang mit dem Coronavirus, ohne dass sich die Qualität ihrer Dienstleistungen so stark verschlechtert habe wie offenbar bei der Post, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben. Er hofft, dass es nur ein vorübergehendes Problem ist. „Für den Fall, dass die Qualität der Briefdienste anhaltend schlecht ist, sollte der Gesetzgeber über Sanktionen gegen die Bundesnetzagentur und damit ein schärferes Schwert nachdenken“, sagte Phileleftheros. Dies würde mehr Druck erzeugen, die Position zu verbessern. Huben sagte, solche Strafen könnten in der anstehenden Reform des Postgesetzes verankert werden.

Hohe Arbeitsbelastung für das Personal

SPD-Bundestagsabgeordneter Falko Mohrs zeigte Verständnis für die Schwierigkeiten der Post – angesichts von Fachkräftemangel und Corona-bedingten Rückschlägen. «Die Post ist und bleibt aber gefordert, Beschwerden ernst zu nehmen, denn sie bietet einen Baustein der nationalen Daseinsvorsorge», sagte Morse. Er habe den Eindruck, dass das Team Beschwerden „weitgehend“ ernst nehme. Rechtlich verankerten Sanktionsoptionen steht der Sozialdemokrat eher skeptisch gegenüber. Lieferschwierigkeiten sind der Gewerkschaft Verdi bekannt. Ein Sprecher der Arbeitnehmervertretung sagte, die Belastung der Zusteller bei der Deutschen Post und anderen Unternehmen sei zu hoch. Es wird mehr Personal benötigt, das dauerhaft eingestellt wird. Insgesamt werden monatlich eine Milliarde Briefe nach Deutschland verschickt. Im Vergleich zu dieser Summe ist die Zahl der Beschwerden im Sommer 2022 sehr gering. Allerdings meldet sich nur ein kleiner Prozentsatz der Bürger, die Probleme beim Empfang von Briefen haben, beim Netzwerkdienst.