Ursprünglich sollte die Regenbogenparade durch die halbe Innenstadt führen, doch das Innenministerium wich von der Praxis der Vorjahre ab und verbot die Veranstaltung. Das serbische Verwaltungsgericht hat am Samstag eine Beschwerde der Veranstalter gegen die Entscheidung des Innenministeriums abgewiesen. Die Staatsanwaltschaft drohte den Teilnehmern einer möglichen “illegalen Demonstration” mit hohen Geldstrafen. Die Organisatoren informierten das Innenministerium über die deutlich verkürzte Route. Die Behörden reagierten nicht, bis die Parade begonnen hatte. Das Innenministerium hatte auch Kundgebungen rechtsextremer Pride-Gegner verboten. Noch vor Beginn der Demonstration nahm die Polizei 31 Personen wegen Störung der öffentlichen Ordnung fest, teilte das Innenministerium mit. Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Mehrere Dutzend Gegner des Pride-Marschs demonstrierten während des Marsches. Abgesehen von den Absperrungen wurden sie von der Polizei unbehelligt. Nach dem Ende der Pride griff eine Gruppe von Rechtsextremisten zehn Teilnehmer an, die in ihr Hotel zurückkehrten. Zwei von ihnen mussten medizinisch versorgt werden, berichtete der Journalist Idro Seferi, Mitarbeiter des Albanischen Dienstes der Deutschen Welle, auf seiner Facebook-Seite. Pride-Märsche finden seit 2014 ohne Zwischenfälle in Belgrad statt. In diesem Jahr erhielt Belgrad als erste Stadt in Südosteuropa das Recht, eine Europride auszurichten. Teilgenommen haben mehrere Europaabgeordnete und der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann. Ende August kündigte der serbische Präsident Aleksandar Vucic an, die Pride abzusagen oder zu verschieben. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine orientiert sich der Rechtsnationalist stärker als zuvor an Russland. In diesem Sinne sucht sie auch die Nähe zur ultrakonservativen und pro-russischen Serbisch-Orthodoxen Kirche. Rechtsextreme und geistliche Kreise haben in den vergangenen Wochen sogenannte Anti-Pride-Märsche in Belgrad organisiert. Die englische Abkürzung LGBTIQ* steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, queere und intersexuelle Menschen. Das Sternchen ist ein Platzhalter für zusätzliche Identitäten und Geschlechter.