Hackle: „Was die Papierindustrie gerade erlebt, ist einzigartig“

Teure Rohstoffe und Energie treiben Toilettenpapierhersteller in die Krise. Nach Hakles Pleite könnten weitere folgen. Nun spricht der Schweizer Country Manager Hugo ter Braak von Kimberly-Clark über die Probleme der Toilettenpapierhersteller. 1/10 Trotz Insolvenz des deutschen Herstellers Hakle: Hakle bleibt in der Schweiz. Kimberly Clark In Deutschland gehört die Marke zum amerikanischen Konzern Kimberly-Clark. Weil Hakle in der Schweiz so beliebt ist, wollen sie die Marke nicht aufgeben, sagt Kimberly-Clarks Schweizer Country Manager Hugo ter Braak. Kimberly Clark Laut Ter Braak leidet die Branche derzeit unter den hohen Preisen für Strom, Erdgas und Rohstoffe. Daher wird Hakle laut ter Braak nicht das letzte Unternehmen sein, das in Schwierigkeiten gerät. Kimberly Clark

Die Insolvenz von Hakle hat den US-Konzern, dem Hakle Schweiz gehört, in Aufruhr versetzt. Landeschef Hugo ter Braak spricht nun über die Probleme der Branche. Hakle wird also nicht der letzte Hersteller sein, der in Schwierigkeiten gerät.

Die Insolvenz des deutschen Toilettenpapierherstellers Hakle hat bei den Kunden von Hakle Schweiz für Verwirrung gesorgt. „Ich habe immer wieder Anrufe bekommen, weil die Leute nicht wussten, ob wir pleite sind“, sagt Hugo ter Braak, CEO von Kimberly-Clark Schweiz und verantwortlich für Hakle in der Schweiz, gegenüber 20 Minuten. Zwischen der Marke Hakle in der Schweiz und der Firma Hakle in Deutschland besteht keine Verbindung mehr. Der amerikanische Toilettenpapierhersteller Kimberly-Clark übernahm einst Hakle, verkaufte das Geschäft aber vor zehn Jahren nach Deutschland. Im Interview mit 20 Minuten spricht Hugo ter Braak über die Probleme in der Toilettenpapierindustrie und warum Kimberly-Clark in der Schweiz weiterhin auf die Marke Hakle setzt.

Hakle machte den deutschen Staat wegen verspäteter Staatshilfe für die Insolvenz verantwortlich. Ist der Bedarf in der Papierindustrie so groß?

Hugo ter Braak: „Was die Branche gerade erlebt, ist einzigartig. Kein Wunder, dass Unternehmen zu kämpfen haben, wenn Strom, Erdgas und gleichzeitig der für die Papierherstellung so wichtige Zellstoff aufgrund von Versorgungsproblemen extrem teuer werden. Hakle in Deutschland wird nicht das letzte Unternehmen sein, das mit Problemen zu kämpfen hat.”

Ist Kimberly-Clark auch bedroht?

„Nein, als internationales Unternehmen sind wir sehr gut aufgestellt. Natürlich machen uns auch steigende Preise zu schaffen, aber wir streben Kosteneinsparungen an, indem wir unsere Prozesse ständig optimieren. Da uns Nachhaltigkeit sehr wichtig ist, haben wir seit über zehn Jahren eine eigene Solaranlage am Werk in Norditalien, mit der wir unseren Stromverbrauch deutlich senken konnten. Wenn Gas knapp ist, könnten wir die Produktion anpassen, damit weniger Gas verbraucht wird.“

Bis vor zwei Jahren haben Sie noch in der Schweiz produziert. Warum sind Sie nach Italien gezogen?

„Wir haben die Produktionsstätte in Niederbipp verkauft, weil wir unseren Produktionsprozess effizienter gestalten wollten. Wir produzieren dort viele unserer Eigenmarken für den Einzelhandel, aber andere können das effizienter.“

Hakle begründete die Insolvenz damit, Preiserhöhungen nicht schnell genug weitergeben zu können. Werden die Preise für Toilettenpapier jetzt steigen?

„Die Preise für Energie und Rohstoffe schwanken so stark, dass bei der Ankündigung einer Preiserhöhung bereits die nächste Preiserhöhung notwendig sein kann. Die Verbraucherpreise liegen bei vielen Marken bereits um 10 bis 30 Prozent höher. Wir haben unsere Preise für Hakle-Toilettenpapier in der Schweiz noch nicht erhöht, aber ich kann nicht sagen, wie es in ein paar Monaten sein wird.”

Warum setzt Kimberly-Clark auf Hakle und nicht auf eigene Marken wie Scott, dann gäbe es keine Verwirrung?

„Hakle ist seit 70 Jahren in der Schweiz und die beliebteste Toilettenpapiermarke des Landes, wir wollen sie nicht so einfach hergeben. Unsere Produkte wurden speziell für die Bedürfnisse von Schweizer Kunden entwickelt. In anderen Ländern setzen wir auf andere Marken. Das kennt man aus dem Fußball, wo der FCB aus Basel in der Schweiz, aus München in Deutschland und aus Barcelona in Spanien kommt.“

Wird es aufgrund des Zellstoffmangels zu einer Knappheit an Toilettenpapier kommen? Gibt es in Deutschland bereits Kartonknappheit?

„Vielleicht kommt es bei einzelnen Produzenten zu Lieferengpässen. Aber wir haben vorgesorgt. Wir sind seit 150 Jahren in der Papierindustrie tätig und können mit unseren Partnern die Lieferkette sicherstellen. Der Welpe als unser Markenzeichen wird den Schweizer Kunden noch lange in Erinnerung bleiben.»

Fast jede Woche kommt eine neue Toilettenpapiermarke in die Läden. Haben Sie so hohe Margen, dass Angebote jederzeit möglich sind?

Es ist eine ziemlich einzigartige Tradition, die es seit über 40 Jahren gibt. Damit müssen wir leben, das ist das Besondere am Schweizer Markt. Die Kimberly-Clark Corporation mit Sitz in Dallas (USA) ist einer der weltweit führenden Hersteller von Hygieneprodukten. Das Team wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Es wuchs auch dank Akquisitionen wie der Schweizer Gruppe Attisholz, zu der damals auch die Firma Hakle gehörte.

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