Isar 2 in Bayern soll als eines von zwei Kernkraftwerken bis April 2023 in Bereitschaftsbetrieb gehen. Nun stellt ein undichtes Ventil diese Pläne in Frage. Die Bundesregierung muss ihre Pläne überprüfen.

Die Bundesregierung stellt Pläne für den geplanten Notbetrieb des Kernkraftwerks Isar 2 auf Probe, nachdem der Betreiber ein undichtes Ventil gemeldet hatte. „Das Bundesumweltministerium prüft ebenso wie das Wirtschaftsministerium die neue Situation und ihre Auswirkungen auf die Planung und Umsetzung der Bereitschaftsreserve“, teilte das Umweltressort mit.

Das Ministerium sagte, der Betreiber Preussen Elektra habe „letzte Woche ein internes Ventilleck im Kernkraftwerk Isar 2 gemeldet“. Die Sicherheit der Installation wird dadurch nicht beeinträchtigt. Das Kraftwerk könne auch bis zum Betriebsende, das eigentlich für den 31. Dezember geplant sei, weiterbetrieben werden, hieß es. Für den darüber hinausgehenden Backup-Betrieb wäre jedoch bereits im Oktober eine Reparatur erforderlich, die zu einem einwöchigen Stillstand des Reaktors führen würde, teilte Preussen Elektra mit.

Das Problem ist die Reservierungsfunktion

Zum Problem wird das Leck, weil Isar 2 als eines von zwei Kernkraftwerken für einen möglichen Notbetrieb gilt – und auch nach dem 31. Dezember 2022 weiter betrieben werden soll. Anfang September kündigte Bundesfinanzminister Robert Habeck (Grüne) an, die Kraftwerke Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg sollen im Staufall bis Mitte April 2023 als Notfall-Backup zur Verfügung stehen.

Damit das in Bayern funktioniert, müsste das Kernkraftwerk Isar 2 laut Preussen-Elektra im Oktober für eine Woche abgeschaltet werden. Weil die Reaktorkern-Brennelemente nur eine geringe Reaktivität haben, teilt der Betreiber dem Bundesamt für Umwelt mit. So niedrig, dass die Anlage im November nicht mehr heruntergefahren und wieder hochgefahren werden konnte.

Ministerium: “Neue Daten”

Ihr Informationsstand war laut Ministerium bislang ein anderer: Bisher gab der Betreiber immer an, dass die Anlage bis Ende des Jahres nahezu voll ausgelastet sein wird.

Nach Angaben des Ministeriums enthalten die neuen Informationen von Preussen Elektra “einige wichtige neue Informationen” im Vergleich zu dem, was das Unternehmen in einem Schreiben vom 25. August an das Finanzministerium gemacht hat.

Laut Preussen-Elektra hatte das Ministerium in der vergangenen Woche bei technischen Gesprächen zur Vorbereitung einer Reservereserve von dem internen Ventilleck erfahren.

Das Bundesumweltministerium erwägt Pläne für eine Reservereserve

Diese neuen Daten müssen laut Umweltministerium nun bei der Planung der Verfügbarkeit des Atomkraftwerks für die Stromproduktion nach dem 31. Dezember berücksichtigt werden.

Beide Ministerien befassen sich daher mit „der neuen Situation und ihren Auswirkungen auf die Planung und Umsetzung des Reservats“. Für das Bundesumweltministerium geht es vor allem darum, die derzeit hohen Sicherheitsstandards der deutschen Kernkraftwerke weiterhin zu gewährleisten.

Warnung bereits im September

„Besonderes Augenmerk wird auf die Einschätzung der bayerischen Landesatomüberwachung und des Betreibers bezüglich des undichten Ventils gelegt“, teilte das für nukleare Sicherheit zuständige Ministerium mit. In dem erwähnten Schreiben von Preussen-Elektra vom 25. August warnte der Betreiber davor, die Anlage ab Jahreswechsel in die Reserve zu fahren.

Habecks diesbezüglicher Vorschlag sei “technisch unmöglich”, sagte er. Der Finanzminister hatte sich “überrascht” über das Schreiben des Unternehmens geäußert.